Nach Aussagen des Staatskalenders
wurde die Ziegelei Altkalen 1811-12 gebaut und als Amts-Ziegelei
für das Amt Dargun betrieben. Man wählte diesen Standort aus,
weil
1. -ausreichend Ton vorhanden war.
2. - der Ton damals für die Forst.- und Landwirtschaft
minderwertiger Boden war.
3. - er an der gut ausgebauten Poststraße lag.
4.- bei den anstehenden Baumaßnahmen Holz anfiel
(durch Rodung), das
zum Bau von Gebäuden, sowie zum Brennen
der Ziegel notwendig war.
In den Anfangsjahren brannte der Ziegler mit einem Feldbrandofen und
es wurden jährlich nur 2 Brände mit ~18000 Mauersteinen und ~8000
Dachsteinen (Bieberschwänze) durchgeführt. Aber dieser Anfang
schien nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein, denn bereits 1813 wird in
einem sehr umfangreichen Bericht über die mangelhafte Qualität
der Ziegel geklagt und die Ablösung des Ziegelmeisters gefordert ,
ab jetzt wird Groth als Ziegler benannt.
Die ersten Gebäude waren 1 die Ziegelei
und 1 das Haus des Zieglers. Zur Ziegelei gehörten der a
Brennofen , b die Wintertrockenscheune , c die Trade (Mischwerk)
, d der Wasserspeicher (jetziger Dorfteich), e die Tongruben
und f die 1.7 km südlich gelegen Sandgruben (Lattensölle).
Ab 1817 verbesserte man den Ofen und somit auch die Qualität
der Ziegel. Aber auch die Produktionsmenge erhöhte sich wesentlich.
Es wurden nun 4-7 Brände durchgeführt, mit je Brand 16.000-20.000
Mauersteinen und 8.000- 17.000 Dachsteinen. Laut amtlichen Rechnungsbelegen,
die im Landeshauptarchiv (Schwerin) verwaltet werden, erreichte die Ziegelei
von 1820-30 die höchsten Stückzahlen.
Das Brenn- und Zählgeld für den Ziegler pro 1000 Mauer- oder
Dachsteinen betrug 1822 etwa 200 Schillinge, 1836 etwa 4 Reichstaler 48
Schillinge, d.h. der Lohn des Zieglers war von der Brennleistung abhängig
und von der Pacht, die er dem Amt zu Zahlen hatte.
1830 wurde die Holzfeuerung in Mecklenburg- Schwerin verboten,
dies war ein großer Nachteil für alle Ziegeleien, da das Torfstechen
ein erheblicher Mehraufwand und der Brennwert des Torfes wesentlich geringer
waren. Der Torf wurde im nahegelegenen Torfmoor bei
Borgfeld, früher hieß es Behrenbruch, gestochen.
Zu Beginn einer jeden Saison (Ostern) annoncierte der Ziegler im Darguner
Amtsanzeiger
“Suche sechs Männer zum Torf stechen und einen konfirmierten Knaben” |
Trotz dieses Verbotes (Erlasses) durch die großherzogliche Kammer wurden zu dieser Zeit große Flächen Wald unter der Leitung des Försters Meltzer gerodet.
Er schrieb: um 1865
“In sechs Jahren wurden hier abgeräumt:
1. das Wallholz- Schultzenacker
2. die Dammer große Koppel- Dammer
Feldmarkt
3. das Mittelholz- Altkalener Prediger
- und Hauwacker
4. das Lindholz an der Altpannekower Scheide,
2 Hufe
5. der Tagenmorgen bei Küsserow
6. die Altkalener Pferdekoppel am See
7. der Myckenkamp bey Dörgelin, 2
Hufe
8. der Ziegely Acker
9. die Küsserower Pferdekoppel am
Torfmoor,
so daß bis 1836 etwa 20 Last oder
120000 Quadratruthen (~170 ha), wo lauter großes Holz
stand, zu Acker gemacht wurde.”
1843 ging die Ziegelei in Liquidation, warum
ist unbekannt. Ab 1852 wird der Ziegler als Erb-Ziegler benannt. Er erweiterte
seine Produktionspalette. Formsteine und Steine im Klosterformat wurden
gefertigt. Die guten Steine waren nicht nur für Häuser und Ställe
in der näheren Umgebung gefragt, auch von außerhalb des
Amtes holte man diese Ziegel.
Um 1850 wurde nach wertvoller Ziegelerde in der
Umgebung gesucht. Das Ergebnis wies Vorräte für etwa 6.3 Millionen
Steine aus, d.h. es konnte noch mehrere Jahre produziert werden.
In den 60-iger Jahren des 19.Jh. drohte der Ostgiebel der Altkalener Kirche einzustürzen. Um die Gefahr zu bannen, wurde 1864-65 der heutige Altarraum vorgebaut. An diesen Baumaßnahmen war der Gemeindemaurer Hermann Schocknecht (Häuslerei 1) beteiligt. Die gut gebrannten Steine lieferte der Ziegler Groth. |
Wo viel Arbeit war, wurde auch gefeiert und so
entstand in der Häuslerei 4 eine Gastwirtschaft (Waldeslust)
mit Saal, die von der Familie Karl Kracht betrieben wurde.
Nach 102 Jahren Ziegelproduktion hieß es 1913/14 im Staatskalender “Ziegelei außer Betrieb genommen”. Grund: Der erste Weltkrieg ließ die Ziegelproduktion in ganz Deutschland zusammenbrechen. Auch im brandenburgischen Mildenberg, damals Europas größtes Ziegelwerk, blieben die Öfen vorübergehend kalt. |